Lübeck/Curau. Joggingschuhe, Fußballtrikot, Trägershirt und Radlerhose – 14 Jugendliche der 9. Klassen der Emanuel-Geibel-Gemeinschaftsschule in Lübeck kommen an einem Donnerstagnachmittag auf den Sportplatz der Lübecker Falkenwiese mit der Absicht, Sport zu treiben. Und dann das: Golf! Der Golfverband Schleswig-Holstein und sein Jugendgolfkoordinator Kolja Hause sind mit dem Golf Mobil vor Ort, einem Kleinbus voller Golfequipment. Eine von Unwissenheit getriebene Skepsis ist den Schülern schnell anzumerken. Golf gespielt hat noch keiner von ihnen.
Die Lehrer Friederike Janshen und Benjamin Müller haben sich bewusst für Golf entschieden. Sie wollen den Schülern, die sich den Wahlpflichtunterricht „Sport“ ausgesucht haben, auch Neues vermitteln. Hockey, Handball und Leichtathletik haben sie abgehakt. Es folgte Ultimate Frisbee, Tanzen und Rettungsschwimmen. Jetzt diese „Exotensportart“ Golf.
Ja, 2016 hat ein chinesischer Schulleiter tatsächlich Golf als Pflichtfach eingeführt. Seit den letzten Olympischen Spielen von Rio ist Golf wieder olympisch und damit auch offiziell eine förderwürdige Sportart für den jugendlichen Nachwuchs. Doch gehört Golf wirklich in die Schule? Das Bewegen an der frischen Luft, mit dem viele Erwachsene ihren Zugang zum kleinen weißen Ball begründen, kann nicht als pädagogischer Grundgedanke genügen.
Die Lehrer an der Lübecker Emanuel-Geibel-Schule hat vielmehr die einzigartige Vielfalt an Kompetenzen angesprochen, die Golf bei ihren Schülern und in deren Persönlichkeitsentwicklung ausbildet. Neben der Technik und den physischen Herausforderungen sind es vor allem das Selbstvertrauen, die Beharrlichkeit, ein gesundes Urteilsvermögen und schließlich Disziplin und Respekt, der neuerdings immer wichtiger zu werden scheinen.
Die ersten Bälle fliegen, erste Ziele werden getroffen. Die 15-jährige Janine und ihren gleichaltrigen Mitschüler Danny packt der Ehrgeiz. In ihrer Stammsportart Fußball sind sie schon gut. Golf stellt sie vor zunächst kaum lösbare Aufgaben. Und genau an der Stelle treibt sie ihr „Sportler-Gen“ an. Wie fliegt der Ball denn höher? Wie weit kann ich maximal schlagen? Wieviel Schläge sind ein Par? Die Antworten erarbeiten sie sich in den folgenden Wochen zumeist selbst.
Und so geht es gut eingestimmt das erste Mal runter von der Fußballwiese auf einen echten Golfplatz – zum Golf Club Curau, mit dem Fahrrad knapp 45 Minuten von ihrer Schule entfernt. Golfpro Julian Brunswieck (30) ist erfahren im Umgang mit Schulklassen. Allein im Juli betreut er neun Schulprojekttage auf seiner Golfanlage. „Ist ja voll entspannt hier“, bemerkt Fabian (16). Er hatte eine Porsche-Parade und dahinter verschlossene Türen mit zugeknöpften Menschen erwartet. Seine Klischeevorstellung wird schnell widerlegt. Drei Stunden lang „schnuppern“ die Schüler auf dem Grün, beim Chippen und am Ende sogar beim Longest Drive-Wettbewerb auf der Driving Range. Einige von Ihnen wollen definitiv wiederkommen. Das Golfvirus hat sie erwischt.
Hier bekommen Sie weitere Infos zum Golf Club Curau und seinen Angeboten für Golfeinsteiger: www.golfclub-curau.de. Wer etwas über das Golf Mobil des Golfverbandes Schleswig-Holstein erfahren möchte, geht auf www.gvsh.de.